SENSING
invitations for feeling
Mit der anerkenntnis, dass wir im yoga nicht nur bestimmte Muskeln dehnen, sondern das Kontinuum des gesamten elastisch-liquiden Raumes zwischen kopf und fuss, verändert sich die Art und Weise unserer Praxis vollständig. Darüber hinaus rückt mit der faszialen Wendung die wahrnehmung des bewegten geschehens als solche in den Fokus. die Wahrnehmung aber, das Sensing, gebiert einen progressiven Weg zur Meditation.
Das Sensing hat den großen Vorteil, dass keine bestimmte Form oder Asana erreicht werden müssen, um im Yoga zu sein. Dabei jedoch können die von der Tradition überbrachten Formen als Fluchtpunkte dienen, um in eine achtsame Bewegung in oder vor dieser Form zu geraten. Entscheidend ist zunächst die innere Verbindung zum Körpergeschehen, das Hinspüren auf das Pulsieren, Dehnen oder Hüpfen. Selbst in der engsten oder verwickelsten Form gilt es Mikrobewegungen zu erfühlen, gilt es an- statt abzuschalten. Dieser am Körper entlang entwickelten Meditation liegt die philosophisch-spirituelle Idee der Affirmation zugrunde. Affirmation ist hier die Bejahung der Körperlichkeit per se. In jedem körperlichen Zustand ist Sensing möglich, mit offenen oder engeren Hüften, mit langen Hamstrings oder kurzen, mit einer gekrümmten oder geschwungenen Wirbelsäule. Die Herausforderung besteht darin, sein je individuelles Einsatzgebiet zu finden und dort nachhaltig zu wirken. Nachhaltig heißt hier, mit der speziellen, momentanen Vorfindlichkeit von Körper und Seele so umzugehen, dass wir eine wohlige Entspanntheit gegenüber dieser einnehmen. Entspannung tritt ein, wenn der imaginierte Wunschzustand sich dem Istzustand in einer Weise annähert, dass wir mit letzterem in einen zugewandten, freundlichen Austausch eintreten, mithin in ein Gespräch.
