sich stellen - eine SENSING-Konsequenz / Rundbrief 21.06.21
Kürzlich weilte ich wieder für einige Tage in der rauen, kantigen Bergwelt Graubündens. Die Sommer hier sind kurz und folgen unvermittelt auf den Schnee. Das Wasser bricht in die Täler herunter, die Bäche sind reißend. Allerorten wird gewarnt sie zu besteigen. Die Straßen schmiegen sich an den gesprengten Fels und der Fahrbelag ist durchbrochen von der Bewegung dieser ganzen Gegend. Selbst ein Dorf ist am Verschieben, die Häuser zeigen Risse. Arbeiter fegen die Straßen frei von herabstürzendem Geröll, die Baumgrenze ist nicht weit und der Steinbock.
Ich kehre mit Kraft aus dieser Zeit zurück in die Ebene. Denn der Berg in seiner Macht und Unnachgiebigkeit ruft dich auf. Wozu? Dass du dich stellst. Dass du nicht zurück weichst, sondern sein Angebot annimmst an ihm zu wachsen wie an einer schweren Aufgabe. Er fragt dich: Bist du da? Bist du wirklich da oder duckst du dich weg? Er sagt: Stell dich vor mich hin und steh! Der Berg zieht dich in seine Kraft hinein, wenn du die Herausforderung annimmst, wie ein Brief, dessen unangenehme Nachricht du vorab kennst. Du machst ihn auf: Und stellst dich.
Was ich hier beschreibe, ist ein Schlüssel zur Gesundheit und vollständigen Reifung des Menschen. Alle Fährnisse, denen er ausgesetzt ist, haben kein anderes Ziel als ihn in seine Macht zu rufen. Jede Fährnis fragt: Wer bist du?! Die Begegnung mit einem Menschen, der uns lastet, eine Krankheit, die hohe Temperatur dieser Tage. Alle diese Ansprüche fragen: Wer bist du?! Hast du das Rückgrat, es aufzunehmen mit der heutigen Herausforderung, die dich meint? Auch daran wächst das innere Ja zu unserem Leben: Ob wir uns stellen.