Über Meditation als Anschauung des Tiers
Aus meinem Tagebuch:
Das Aushalten der Anschauung des inneren, des wühlenden, des rastlosen Tiers. Wie es dich scheucht. Wie es dich aufregt innen, hüpft und springt, um dich aus deiner Mitte zu stoßen.
Nur die Anschauung des erregenden Tiers hält dich in deiner Mitte. Keine Droge kann dieses Tier überwinden, ausschalten. Schaust du es nicht an, schaust du ihm nicht mit allem dir zur Verfügung stehenden Mut und Stoizismus in die Augen, wird es dein Beweger sein. Wohin bewegt dich das Tier: Ins Abseits, dorthin, wohin du nie hin wolltest, in eine verkehrte Idee deiner Lebendigkeit.
Du glaubst etwas tun zu müssen, damit dir das Leben sicher ist. Wenn du ruhig bist, hast du Angst, nicht genügend zu tun und vor dem Leben zu versagen. Aber nur, wo du unruhig bist, verkennst du das Leben. Nur in der Ruhe, wo du das Tier bändigst, wird dir das echte Leben erscheinen. Von dorther ist authentische, göttliche Aktion. Alles andere ist nur deine uralte Anhaftung an deine uralte Angst, nicht genug zu sein, nicht genug zu haben, dir zu misstrauen. Halte das Tier der Unrast aus, in der Anschauung, und werde wahrhaft Mensch, ein göttliches Wesen.
Wenn du meditierst, schweife nicht ab, sondern kralle dich fest in den Augen des Tiers. Stelle dich! Wie viele Runden willst du noch drehen…
Dein Leben währt ewig, dein Kummer ist umsonst.
Sich stellen, nicht durch ein herbei geschafftes Medikament den Angriff abwehren, sondern sich bewusst dem in sich hausenden Gegner aussetzen: Der Angst, der Emotion, dem Schmerz. Standhaft sich ermächtigend, aus der goldenen Mitte heraus entgegen dem gräulichen Wolf.
Arbeite, arbeite viel, aber aus der richtigen Quelle, aus dem Gold deiner Mitte.