Gesteigerte Präsenz, ewiger Moment, geistliche Macht

Mit Freude darf ich berichten, dass die Zeiten andauernder, bewusster Präsenz sich steigern. Gemeint ist ein Innewohnen im körperlichen Raum bei völliger Klarheit über die Situation, sitzend wie liegend. Das angeschaute, überaus wache Leben im Körper ist mittlerweile bis zu 40 Minuten auszudehnen. Dabei ist der Zugriff hypnotisch ambivalent: Ich weiß zu jeder Zeit, dass ich den Körper bewegen kann. Zu gleicher Zeit liegen Arme, Beine, Becken objektiv angeschaut da, die ich alle subjektiv spüre. Das Innen ist voller Licht, die Gestalt im Liegen jedoch schwer, angenehm schwer.

Immer hat ich eine Sehnsucht nach einer Regel bestimmter asiatischer Mönche, nämlich die, auf dem Rücken ruhen zu müssen, mit der Vorderseite des Rumpfes zum Himmel gewandt. Und ich spürte immer eine gewisse Niedertracht darin, dem Himmel meine Seite oder gar meinen Rücken zu zeigen. Wie viel Ruhe und ganzheitliche Empfindung muss ein Mensch haben, der stundenlang in Shavasana ruht.

Ich vermute, dass mein Sensing Yoga als Faszienyoga darauf hinausläuft, dass immer mehr Rezeptoren auf der Faszie angeschalten werden und ständig mehr Signale der Empfindung zum Gehirn gelangen. Immer umfassender gelingt so das Bild des Eigenen, in das ich nun hinein leben darf. Immer dichter gerät das Netz der körperweiten Wahrnehmung. Immer mehr tritt das Gedankliche und das Emotionale zugunsten der Realität des empfänglichen Rezeptors zurück. So gesehen ist die Befreiung des Menschen einübbar, durch ein Yoga der Wahrnehmung. In diesem Yoga ist alle Form und alle Bewegung dem faszialen Spürsinn dienstbar. Ein erstes, mögliches Finale ist das stetig anschauende Verweilen in der Präsenz.

Damit einher geht eine merklich wahrnehmbare innere Freiheit gegenüber der menschlichen Natur. Hunger und Trieb treten als handlungauslösende Faktoren zurück, und somit die natürlichsten Ansprüche des Körpers nach Erhalt. In der präsentischen Wahrnehmung, die das Sensing fördert, möchte der Körper als lebendiges Licht wahrgenommen werden, als ganzheitlich vibrierendes Sein. Von dorther kommt ihm eine unerhörte, geistliche Macht zu.