echtes, kraftvolles Ruhen / Rundbrief 25.07.2022

Es gibt eine Grundunruhe im Menschen, die möge zur Ruhe kommen. Jeder wahrhaft nach Befreiung Suchende kennt jene existenzielle Stimmung: Man kann sich nicht voll niederlassen, nicht ganz zurücklehnen, nicht vollständig ankommen. Dies, obwohl man alles Äußere so ordnet, auf dass doch Entspannung eintreten müsste. Es bleibt ein Quäntchen Sorge, etwas Furcht, ein untergründig schwelender Zweifel, ob auch wirklich Verlass ist und Vertrauen angebracht. Bin ich geborgen, unabhängig aller Umstände?

Es ist diese existenzielle Unruhe, das Nicht-ganz-bis-in-die-Neige-froh-sein-können, die den Menschen in komplexe Situationen treibt, etwa in den Beziehungen mit sich und anderen. Man kann sich auch viel vormachen, im Bereich der Arbeit etwa, in der man groß aufspielt. Es bleibt jene Unruhe. Auch die Depression, die Kehrseite des Großtuns, ist ein Produkt der existenziellen Unruhe. Kurz: Die Einheit von Körper, Geist und Seele ist noch nicht erobert, das Gefühl, dass Gott in einem wohnt, noch nicht erlangt.

Es gibt nur eine Lösung existenziell authentisch zu werden: Auf die Suche zu gehen, in ihr zu bleiben und seiner Sehnsucht Raum zu geben nach Frieden und Stille. Echte Souveränität stammt aus erlangter Einsicht, der vollständigen Übereinstimmung mit sich. Im wahren Licht verliert der erzogene Mensch seine Prägung, sein Gewordensein. Er erfährt Zugang zum Sein. Im Sein aber ist Ruhe. Dort fließen die Dinge und es braucht nichts hinzugetan zu werden, hier ist nichts zu gewinnen, nichts zu verlieren.