jeder Moment der Meditation (zählt) / Rundbrief 08.08.2022
Kürzlich kam mir in einer Meditation ein heftiges 'Bonmot' entgegen: "Ich möchte die Erbsünde durchbrechen". Dieser etwas angestaubte Begriff stammt aus dem biblisch-christlichen Diskurs. Er geht darauf hinaus, dass an einem weit entfernten Zeitpunkt in der Menschheitsgeschichte ein folgenreiches Geschehen statt hatte, welches sich durch die Generationen bis heute fortgepflanzt, eben vererbt, hat. Um im Bilde zu bleiben, wo der Mensch das Paradies verließ, um es einzutauschen gegen den Reiz der Selbstbestimmung und der Eigenmacht, jenseits der Verbindung zu den kosmischen Kräften und einem ganzheitlichen Leben.
Bei meinem Anfang stand eine Sehnsucht nach Vertiefung und Wahrheit. Es ward ein Gespür, dass die Dinge so, wie sie erscheinen, nicht wirklich sind. Auch am eigenen Körper, der sich symptomatisch meldet, wird die Differenz zum Heil spürbar - er ward krank, eben weil er nicht den Kosmos spiegelt. Jahrhunderte der Trennung durchfurchen unser Wesen. Neben der Sehnsucht steht also die Ahnung, dass ein anderer Seinszustand erlebbar ist, in welchem alle Dinge leicht sind und sich entspannen, weil ein Gefühl von Führung in höherer Geborgenheit wieder kehrt. Schichten der Selbstferne sind abzutragen, die auf uns kamen.
Ich fange bei mir selbst an. Jeder Moment der Achtsamkeit, des gefühlten inneren Loslassens, der Hingabe, der Meditation ist ein Schritt in Richtung Wiedergewinnung eines ursprünglichen Friedens. Ein jeder solcher Moment ist goldwert in Anbetracht der Entbundenheit des Menschen von sich selbst. Jede Meditation tropft heilsamen Honig auf die Wunde jener frühen Trennung. Im Körper hat der Mensch die Art des ganzen Kosmos vorhanden. Im Körper pulst das Leben, wo wir es wahrnehmend pulsieren lassen, es nicht hindern. Ich glaube an die Möglichkeit des Friedens in jedem Menschen und in der ganzen Welt.