Gefühl - Emotion
Heute nach dem Kurs intensives Ausloten der Begriffe Gefühl und Emotion. Dabei spürte ich deutlich mein eigenes Unbehagen gegenüber dem Wert des Emotionalen. Und glaube mit meiner Skepsis in den Bereichen von Spiritualität und Religion nicht ganz allein zu stehen. Die Begriffe wollen definiert werden: Das Emotionale erscheint mir mehr angesiedelt im kurzfristigen, aber um so heftigeren psychosozialen Geschehen. Wut, Ärger, Zorn, Eifersucht, Traurigkeit sind in der Brust brennende Emotionen, die die Balance des Menschen stören: Sie machen ihn unruhig, machen ihn unberechenbar, krank. Eine Emotion kann so vollständig Besitz ergreifen von einem Menschen, dass er schier wehrlos ist und kaum wieder zu erkennen. Der Yogi allerdings sucht innere wie äußere Gleichmut. Etwa im Fühlen (im Sensing) - ich kann ein Gefühl für meinen Körper haben oder für einen Menschen, für ein aufkommendes Wetter. Das Gefühl ändert nicht meinen psychosozialen Haushalt, höchstens in der Art, dass ich stiller werde, hingebungsvoller, lauschender. Ich kann fühlen mit den Händen und Faszien, kann mich in eine Situation hineinfühlen. Dabei gibt es jedoch nicht jenes goethesche Himmel-hoch-jauchzend/zu-Tode-betrübt. Auch die Liebe scheint mir als Gefühl angenehmer und dauerhafter, sie umfasst eine ganz grundlegende Zugewandtheit zu allen Wesen. Als Emotion steht sie, heftig gesprochen, dem Hass gegenüber. Die innere Wallung ist nicht zur Ruhe gekommen, wo sie hätte einen Ewigkeitswert annehmen können. Es gibt ein altes Vorurteil gegen die Ausgeglichenheit: Sie sei langweilig - und die Emotion aufregend (im doppelten Sinne). Mir selber jedoch ist das Gefühl der All-Präsenz - spätestens im stillen meditativen Verweilen am Ende einer Sensing-Klasse - das angenehmste, das wahrste, das bedeutendste - ohne emotional werden zu wollen. Und ich könnte ewig darin verweilen. Religiös gesprochen: Gefühlt in Gottes Händen geborgen.